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VIDEO ​Pfarrer Eginald Schlattner: Gott will mich hier haben! Hier kennt er mich bei meinem Namen!

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Eginald Schlattner, Foto: Hotnews
Eginald Schlattner, Foto: Hotnews

Als Pfarrer Eginald Schlattner 1978 nach Rothberg (Rosia) neben Hermannstadt (Sibiu) kam – er war 45 Jahre alt – gab es hier, wie er sagt, „noch eine demographisch normale Gemeinde: ein Drittel Kinder, ein Drittel Eltern, ein Drittel alte Leute.“ Heute geht er jeden Sonntag im vollen Ornat in seine Kirche und predigt vor leeren Bänken. Im Video-Interview mit Hotnews spricht der bekannte rumänien-deutsche Autor und Pfarrer über Heimat, Berufung – und über seinen Gott der Überraschungen.

– Ich werde oft gefragt, was ich heute hier tue? Wir sind noch vier alte Menschen zwischen 80 und scheintot, wie jemand zu sagen pflegte. Vier alte Sachsen, die noch begraben werden müssen. Und dann ist alles aus. Die Frage ist berechtigt: Warum bin ich vor 25 Jahren nicht auch weggezogen von hier, als ich meine Gemeinde (durch Auswanderung nach Deutschland – Anm. d. Red.) verlor? 13 Jahre (von 1978-1991) mit der Gemeinde zusammen und heute nur noch leere Bänke in der Kirche… Und dennoch: Seitdem ich hier alleine geblieben bin, halte ich jeden Sonntag einen Gottesdienst in unserer Kirche, vor „leer gebeteten Bänken“, wie es in einem Gedicht über Rothberg heißt. (Matthias Buth: Gemeinde – für Eginald Schlattner / Anm. d. Red.) Jemand sagte einmal, ich würde dies als eine Art Masochismus tun… Das ist nicht wahr! Ich tue dies, um Gott zu trösten – und mich selbst auch!

– Die Evangelische Kirche AB in Rumänien mit deutscher Verkündungssprache und Bischofssitz in Hermannstadt hat noch 11.000 Glieder im ganzen Land. Das Durchschnittsalter ist 60 Jahre… Als „homo technicus“, als ehemaliger Ingenieur sage ich: Die Geschichte der Sachsen in Siebenbürgen geht zu Ende. Als Pfarrer aber sage ich: Wir haben es mit einem Gott der Überraschungen zu tun. Ich glaube, dass die Kirche weiterhin bestehen bleibt. Nicht nur für uns, die statistisch gesehen keine Rolle mehr spielen, sondern als Kirche mit uns für die Anderen. In vielen sächsischen Dörfern wird es einen untypischen Kern geben, der nicht von Rückwanderern geprägt wird – die Siebenbürger Sachsen kehren nur vereinzelt zurück in ihre Dörfer. Im Sommerurlaub kommen zwar viele Sachsen für einige Wochen in die alte Heimat, in ihre Häuser, aber ihre Kinder und Enkelkinder sind in Deutschland sozialisiert und kommen kaum noch. Es wird aber andere Formen des kirchlichen Zusammenlebens geben. Wie ich schon sagte, unser Gott der Überraschungen wird für jedes dieser Dörfer einen Weg finden.

– Gott will mich hier haben. Hier kennt er mich bei meinem Namen. Wenn ich hier sage, meine ich nicht nur Rumänien, sondern ich meine dieses Dorf, Rothberg. Hier gibt es Menschen, die mich brauchen, Menschen, die mich lieben. Deshalb bewege ich mich nicht fort von hier. Ich habe es schon oft gesagt: Rumänien ist nicht die Heimat meiner Vorfahren, aber es ist meine Heimat.

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Eginald Schlattner (geb. 1933 in Arad) wuchs in Fogarasch (Făgăraș) am Fuße der Karpaten auf. 1952 legte er sein Abitur in Kronstadt (Brașov) ab und studierte anschließend evangelische Theologie, Mathematik und Hydrologie in Klausenburg (Cluj). Dort initiierte er einen deutschsprachigen Literaturkreis mit über 100 Mitgliedern. Er schrieb für deutschsprachige Zeitungen und Zeitschriften und hatte zwei Prosaarbeiten (Gediegenes Erz und Odem) verfasst, die 1957 im rumänischen Staatsverlag für Literatur und Kunst (Editura de Stat Pentru Literatura și Arta, ESPLA) erscheinen sollten. Aufgrund seiner Verhaftung im Dezember 1957 konnten die Texte nicht erscheinen. Schlattner war zwei Jahre in einem Gefängnis des rumänischen Geheimdienstes, der Securitate, inhaftiert. In dieser Zeit wurde er zum Zeugen der Anklage im Kronstädter Schriftstellerprozess aufgebaut. 1959 wurde Schlattner wegen „Nichtanzeige von Hochverrat“ verurteilt. Nach seiner Entlassung arbeitete er als Tagelöhner und später als Ingenieur. 1973 nahm Schlattner noch einmal das theologische Studium auf. Er ist als evangelischer Pfarrer in Rothberg (Roșia) bei Hermannstadt (Sibiu) und als Gefängnisseelsorger für evangelische Gefangene in rumänischen Gefängnissen tätig.

Seine Romane „Der geköpfte Hahn“ (1998), „Rote Handschuhe“ (2000) und „Klavier im Nebel“ (2005) sind im Zsolnay-Verlag erschienen und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Die ersten beiden Romane wurden von Radu Gabrea verfilmt. (Quelle: Wikipedia)

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